Gemeinderat Helmut Buchacher übt scharfe Kritik über sogenannten „sozialen“ Wohnbau
Eine der ältesten städtischen Wohnanlagen in Innsbruck ist der Schlachthofblock. Seit beinahe 100 Jahren besteht dieser Wohn- und Lebensraum zwischen der Bögenmeile und der Sill schon — und das Alter sieht man ihm mittlerweile leider auch an. Doch das müsste nicht so sein.
„Der Schlachthofblock macht deutlich, welche Priorität die Stadt Innsbruck dem städtischen Wohnbau zumisst“, sagt Gemeinderat Helmut Buchacher. „Rund 70 Wohnungen stehen leer, die Bewohner*Innen der Anlage leben in schimmelnden Räumen und unter undichten Dächern. Dass es einen Mehrheitsbeschluss des Gemeinderates gibt, der die Sanierung der Anlage bestimmt, scheint die Innsbrucker Immobiliengesellschaft nicht zu interessieren — obwohl diese im Auftrag der Stadt und der Bevölkerung die Verwaltung städtischer Wohnungen als Aufgabe hat. Ganz im Gegenteil will die IIG mit der Zustimmung der Bürgermeisterin einen teilabbruch vollziehen. Das kann und darf keine Alternative sein.“
„Vor allem kann man in der Nähe, im Gebiet der Bienerstraße, erkennen, was die Bürgermeisterin unter Wohnbau versteht: Verdichtung, Verdichtung, Verdichtung. Die Wohnanlage ist ein katastrophaler Beton-Alptraum. Wenn man von einer Wohnung aus dem Nachbarn in den Suppentopf schauen kann, weiß man, dass man in Innsbruck ist“, so Buchacher weiter.
„Dabei wird offensichtlich, worum es der Bürgermeisterin und der IIG wirklich geht: Durch Leerstände und Verwahrlosung der Wohnungen sollen Mieter*Innen aktiv vertrieben werden. Die Stadt selbst bevorzugt leere Wohnungen und degradiert Lebensraum zu Spekulationsobjekten — und wird so selbst zum Immobilienspekulant.“
Doch Buchacher hat auch Lösungen: „Unsere Forderungen sind klar: Die Lebensqualität muss wieder in den Vordergrund rücken. Deswegen muss jedes einzelne Bauprojekt einer gründlichen Sozialverträglichkeitsprüfung unterzogen werden; die Innenhöfe, die wie im Schlachthof regelrechte Oasen sind, müssen unverbaut bleiben; es braucht einen deutlichen Miteinbezug der Bürger*Innen in die Planung; wir wollen eine Dichtebeschränkung, um keine weiteren Betonmonster wie in der Bienerstraße zu erschaffen und ab einer Fläche von 2 000 m² müssen mindestens 50 Prozent einer Widmung dem städtischen Wohnbau zugesprochen werden. und das ist auch nur der Anfang unserer Ideen, um Innsbruck wieder zu einer lebenswerten Stadt zu machen.“
Buchacher fährt fort: „Weiters könnte die Stadt leerstehende Wohnungen selbst anmieten und so für deren Erhalt sorgen. Auch müssen wir uns mit unseren Nachbargemeinden an einen Tisch setzen und in Form eines Planungsverbandes die Zusammenarbeit organisieren, um unseren Lebensraum zukunftsorientiert und mit Verantwortung zu gestalten. Denn Innsbruck wird weiter wachsen — ob wir wollen oder nicht. Deswegen ist auch jedes Gerede von einer Zuzugsbeschränkung letztendlich nur dummes Geschwätz. Auch wäre es ein Leichtes die hohen Mieten zu bekämpfen: Einen Wohncampus für 1 000 Studierende muss errichtet werden, das entlastet den freien Markt und bietet zeitgemäßen Lebensraum.“
