Nachruf Herbert Salcher

Bundesminister a. D. Dr. Herbert Salcher, Gemeinderat der Stadt Innsbruck von 1960 bis 1969, Träger des Ehrenringes der Stadt Innsbruck, verstorben am 09.11.2021 im 93. Lebensjahr

Bundesminister a. D. Dr. Herbert Salcher, Gemeinderat der Stadt Innsbruck von 1960 bis 1969, Träger des Ehrenringes der Stadt Innsbruck, verstorben am 09.11.2021 im 93. Lebensjahr

Herbert Salcher wurde am 03.11.1929 in Innsbruck geboren. Am Bundesrealgymnasium legte er 1948 mit Auszeichnung seine Matura ab. Im Anschluss studierte der Sohn eines ÖBB-Beamten Jus an der Leopold-Franzens-Universität. Das Studium verdiente er sich als Hilfsarbeiter im Baugewerbe und in einer Großbäckerei. Noch während des Studiums trat er dann in die Dienste der Tiroler Gebietskrankenkasse ein, wo er in der Abteilung für Evidenz und Statistik seine mathematische Begabung beruflich anwenden konnte. Auch seine spätere Frau und große Liebe Edith lernte er bei der Arbeit in der Krankenkasse kennen.

1955 promovierte er zum Doktor der Rechts- und Staatswissenschaften und wurde bald danach zum Leiter der Rechtsabteilung der Tiroler Gebietskrankenkasse berufen. Sein Fleiß, sein Engagement und seine Gewissenhaftigkeit führten schließlich dazu, dass er im Jahr 1962 mit der Funktion des stellvertretenden Direktors der Tiroler Gebietskrankenkasse betraut wurde, welche er bis zu seinem Ausscheiden aus der Kasse im Jänner 1970 ausübte.

Die politische Karriere von Herbert Salcher begann bereits als 16-Jähriger bei der Sozialistischen Jugend. 1950 trat er der SPÖ bei, ab 1960 war er neun Jahre lang als Gemeinderat der Stadt Innsbruck tätig. Einer der bedeutendsten Meilensteine in Herbert Salchers politischer Laufbahn reicht in seine jungen Jahre und somit in die frühen 1950er-Jahre zurück, als er das ASVG, das Arbeitssozialversicherungsgesetz mit erarbeitet und verhandelt hat, mit dem 1955 die Grundlage der Sozialgesetzgebung in Österreich geschaffen werden konnte.

1969 schied er aus dem Innsbrucker Gemeinderat aus und wurde zum Vorsitzenden der SPÖ Tirol gewählt, um schließlich ein Jahr später als Landeshauptmann-Stellvertreter und Mitglied der Tiroler Landesregierung das Ressort für Soziales und Gesundheit zu übernehmen.

Mit Leidenschaft trug er auch die Südtirol-Politik von Landeshauptmann Eduard Wallnöfer mit und trat auf politischer Ebene gemeinsam mit dem sozialdemokratischen Nationalrat und Landesrat Rupert Zechtl für die Rechte Südtirols ein. Besonders wichtig war für Herbert Salcher dabei auch der intensive freundschaftliche Austausch mit dem Gründer der Südtiroler Sozialdemokratie Egmont Jenny.

Als Herbert Salcher schließlich am 5. November 1979 in der Regierung Kreisky das Ministerium für Gesundheit und Umweltschutz übernahm, – zu seiner Angelobung spielte sogar die „Rumer Musik“ in Wien auf – begann für ihn ein neuer politischer Lebensabschnitt. Mit dieser Aufgabe hat Herbert Salcher viele weitere wertvolle Initiativen umsetzen können. Ein wichtiger Durchbruch gelang ihm etwa mit der Schaffung des Krankenanstaltenzusammenarbeitsfonds, der zum ersten Mal Solidarität bei der Finanzierung von Krankenanstalten ermöglichte. Zahlreiche weitere, als „Jahrhundertgesetze“ bezeichnete Neuerungen folgten: Beispielhaft sei das Arzneimittelgesetz genannt, mit dem zum ersten Mal die sichere Arzneimittelversorgung von Mensch und Tier im Sinne von Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geregelt wurde.

Von 1981 bis 1984 zeichnete er als Bundesminister für Finanzen für die Budget- und Finanzpolitik der Republik Österreich verantwortlich, ein Schlüsselressort in der damaligen Zeit, die von einer weltweiten Wirtschaftskrise und ungeheuerlich ansteigender Arbeitslosigkeit geprägt war. Vor diesem Horizont nutzte er alle staatlichen Möglichkeiten, um Beschäftigung zu schaffen – ein Rezept in der Krise, das international Anerkennung fand und bis heute Bestand hat.

Die internationale Bewegung des Sozialismus bzw. der Sozialdemokratie erlebte in dieser Zeit eine Blüte und auch für Herbert Salcher spielte sie eine besonders zentrale Rolle: Mehr als einmal wurde Tirol, darunter auch sein Haus in Bairbach, durch seine Einladung und Organisation zum Ort des internationalen politischen Austauschs – etwa gemeinsam mit Willy Brandt, Olof Palme und Bruno Kreisky.

Ein besonderes Anliegen war für ihn auch die Verbindung von Christentum und Sozialdemokratie, die Bruno Kreisky und Kardinal Franz König grundgelegt hatten. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) setzte sich Herbert Salcher für das Gelingen dieses Brückenschlags ein, auch in der tiefen Überzeugung, dass in der sozialistischen Bewegung am wirksamsten für die christlichen Grundwerte eingetreten werden kann.

Für sein fachliches Können und Wissen, sein politisches Verhandlungsgeschick, seine Ecken und Kanten, die sich auch in schlagkräftigen Formulierungen ausdrücken konnten, aber auch für sein verbindendes Streben nach gemeinsamen Lösungen wurde Herbert Salcher auch über Parteigrenzen hinweg geachtet und geschätzt.

Erwähnt werden muss auch Herberts Begeisterung für das runde Leder, den Fußball: In jüngeren Jahren war er beim IAC in der Rolle des Verteidigers aktiv und wurde als „beinharter Kicker“ nicht nur geachtet, sondern mitunter auch gefürchtet, da er keinen Zweikampf auf dem Spielfeld scheute. In späteren Jahren war er als langjähriger Präsident des Tiroler Fußballverbands tätig, auch in diesem – sportlichen – Zusammenhang ist er vielen in lebendiger Erinnerung.

Für sein vielseitiges Engagement und seine Verdienste wurde ihm neben dem Ehrenzeichen des Landes Tirol und dem Titel des Ehrensenators der Universität Innsbruck im Jahr 1987 auch der Ehrenring der Stadt Innsbruck verliehen.

Seine letzten Lebensjahre hat Herbert mit liebevoller Betreuung seiner Tochter in Wörgl verbracht. Am 09.11.2021 ist er im Alter von 92 Jahren verstorben. Er hinterlässt seinen Sohn Gerhard, seine Tochter Ingrid sowie drei Enkelkinder.

Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Videolink zu Stadträtin Elli Mayrs Nachruf im Innsbrucker Gemeinderat:

https://vimeo.com/646814786