Zurück in die Steinzeit der Barrierefreiheit auf der Uni Innsbruck

SP-Mayr: „Die neue Servicestelle zur Erstellung von Diagnosen über behinderte Studierende widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention!“

 

„Mit der Einführung der auf medizinischer Basis funktionierenden Diagnose-Serviceeinrichtung an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck wird nicht die Chancengleichheit verbessert, sondern ganz im Gegenteil ein riesiger Schritt rückwärts gemacht. Das bisher praktizierte Modell auf Basis sozio-kultureller Faktoren bzw. nach dem Menschenrechtsmodell von Behinderung gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention wurde handstreichartig zu Grabe getragen“, ist die für die Agenden des Behindertenbeirates der Landeshauptstadt Innsbruck ressortzuständige Stadträtin Elisabeth Mayr bestürzt.

Zahlreiche besorgte Eltern und im Herbst mit dem Studium starten wollende junge Menschen haben sich aufgrund der gestrigen und heutigen Berichterstattung zu der neuen Servicestelle an den Behindertenbeirat gewandt. Einerseits zeigen sich viele irritiert, dass dieses Thema nun offensichtlich rein medizinisch betrachtet wird, und andererseits ist die Enttäuschung groß, dass das bisher erfolgreiche, aber für manche Lehrende als „behindernd“ wahrgenommene inklusive Modell, das von der Behindertenbeauftragten der Universität Innsbruck in 15-jähriger Arbeit aufgebaut wurde und internationales Renommee erlangt hat, durch ein diskriminierendes Modell ersetzt wurde.

Für dieses inklusive Modell wurden Guidelines nach §59 Abs.1 (12) Universitätsgesetz für modifizierte Prüfungsmodalitäten sowie Guidelines für die inklusive und barrierefreie Lehre, welche bis zu der gegenständlichen Umstrukturierung für die gesamte Universität Gültigkeit hatten, erstellt. Nun muss man sich, laut Medienaussendung des ORF, für modifizierte Prüfungsmodalitäten qualifizieren (!). Die bisherige Leiterin des Büros der Behindertenbeauftragten der Universität Innsbruck, Dr. Elisabeth Rieder, kündigte im September 2021 das Dienstverhältnis mit der Universität und leitet nun die SOB Tirol – Schule für Sozialbetreuungsberufe. Ihre Nachfolge wurde bisher nicht ausgeschrieben.

„Mit der Einrichtung dieser Servicestelle zeigt die Universität Innsbruck, meine Alma Mater, ein antiquiertes und in die Vergangenheit orientiertes Gesicht, das eigentlich schon überwunden schien. Mit der medizinischen Diagnose von Studierenden wird diesen ein Stempel für das gesamte Studium aufgedrückt, was einerseits den freien Zugang einschränkt und andererseits der Gleichstellung und damit der Chancengleichheit komplett widerspricht“, schließt Mayr und hofft, dass es zu einem Umdenken bei den Verantwortlichen kommt.

 

Rückfragen: StRin Mag.a Elisabeth Mayr – 0660 8986224